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Der Begriff „Hanf“ weckt bei vielen zunächst Assoziationen mit Marihuana, doch es geht hier um den sogenannten Nutzhanf, der aufgrund seines geringen THC (Tetrahydrocannabinol)-Gehalts nicht als Rauschmittel genutzt werden kann. Nutzhanf wird seit Jahrtausenden als vielseitiger Rohstoff verwendet, unter anderem für Textilien, Medizin und als Baustoff. Heute stellt die Nutzung von Hanf einen vielversprechenden Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft in der Bauindustrie dar.

Maison P-063 - Konstruktion mit Hanfblöcken

Maison P-063 - Konstruktion mit Hanfblöcken

JONAS Architectes hat in Insenborn ein Einfamilienhaus realisiert, das Nachhaltigkeit, Design und Architektur vereint. Im Mittelpunkt stand die Nutzung natürlicher und umweltfreundlicher Materialien wie Holz, Schafwolle und der weniger verbreitete, aber äußerst vielseitige Baustoff Hanf.

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ZUM THEMA

Hanf liefert im Wesentlichen zwei Rohstoffe für den Bau. Aus Nutzhanf und Hanfstroh können die äußeren Hanffasern und der Kern der Stängel, die sogenannten Hanfschäben, gewonnen werden. Die Hanfschäben, auch Hanfspäne genannt, werden für die Herstellung massiver Bauelemente genutzt. Dazu werden die Hanfspäne mit Naturkalk und Wasser versetzt, in Formen gepresst und anschließend zum Aushärten an der Luft getrocknet. Die Hanfblöcke und Hanfplatten eignen sich hauptsächlich für monolithische Wände, wie zum Beispiel für Trenn- und Außenwände sowie Akustikverkleidungen. Hanfkalk kann zudem für die Isolierung von Altbauten, als Dämmung unter dem Estrich und als Innendämmung von bestehenden Gebäuden verwendet werden. Hanffasern können als Dämmstoffe eingesetzt werden, entweder in Form von Platten, Matten, loser Dämmschüttung oder als Stopfwolle.

Hanfschäben

Hanffasern

Hanf hat ein bessere Ökobilanz als konventionelle Baustoffe und wird als CO2-negativ eingestuft. Hanfblöcke speichern bis zu 90 % mehr Kohlenstoffdioxid (CO2), als während der Produktion emittiert wird. Hanf ist nahezu überall anbaubar, benötigt wenig Wasser und wächst auf fast jedem Boden, wodurch lange und umweltschädliche Transportwege vermieden werden. Dank eigener Bitterstoffe ist Hanf von Natur aus resistent gegen Schädlinge und benötigt keine Insektizide. Er wächst sehr dicht und bis zu 50-mal schneller als Holz. Schon in drei Monaten erreicht die Hanfpflanze eine Größe von vier Metern, die benötigt wird, um sie als Baumaterial verarbeiten zu können. Bis zu 97% der Pflanze können genutzt und verwertet werden, wodurch kaum Abfall entsteht. Darüber hinaus ist Hanf recyclebar und kann nach dem Gebrauch wiederverwertet werden.

Hanfkalk ist ein diffusionsoffener Baustoff und wirkt feuchtigkeitsregulierend, er kann Feuchtigkeit also sowohl aufnehmen als auch abgeben und verbessert so die Luftqualität und verringert das Risiko von Schimmelbildung in Gebäuden. Er sorgt für eine hervorragende Wärmedämmung, wodurch das Raumklima im Sommer kühl und im Winter warm bleibt, während der Energieverbrauch gesenkt wird. Durch seine hohe Rohdichte und spezifische Wärmekapazität verzögert er den Wärmedurchgang und trägt so zu einer effektiven Isolierung und einem positiven Raumklima bei.

Hanfblöcke

Mauersteine aus Hanfkalk

Es gibt auch Herausforderungen in der Hanfproduktion und -verarbeitung. Zum einen sind Hanfblöcke nicht so druckbelastbar wie andere Baustoffe, beispielsweise Ziegelsteine oder Beton. Der Aufwand, mit Hanfziegeln zu bauen, ist im Vergleich zu anderen Baumaterialien größer und derzeit auch teurer. Betrachtet man jedoch den Gesamtlebenszyklus eines Hanfhauses, ist es nicht teurer als ein konventionell gebautes Haus.

Die Renaissance des Hanfs als Baustoff zeigt, dass wir in der Bauindustrie einen wichtigen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gehen können und Hanf eine zukunftsfähige Alternative zu herkömmlichen Baustoffen bietet mit dessen Verwendung der ökologische Fußabdruck von Gebäuden reduziert werden kann.

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