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PFADFINDERHEIM ETTELBRUCK

Nach über 50 Jahren war das bestehende Pfadfinderheim in Ettelbruck in die Jahre gekommen und entsprach nicht mehr den modernen Standards hinsichtlich Sicherheit, Ausstattung und Raumbedarf. Da die Renovierung oder Erweiterung des Gebäudes zu kostspielig geworden wäre, entschied man sich dazu, ein komplett neues Gebäude in Ettelbruck zu errichten.

Bei der Planung und Umsetzung (2020-2021) dieses neuen Gebäudes stand nachhaltiges Bauen im Vordergrund. Der ökologische Leitgedanke zog sich wie ein roter Faden durch das Projekt. Das neue Pfadfinderheim wurde auf Umweltfreundlichkeit ausgerichtet, insbesondere aufgrund der Lage inmitten der Natur und in unmittelbarer Nähe einer Grünzone. Das Chalet sollte im Einklang mit Umwelt und der Natur stehen und bei den Menschen, insbesondere den jungen Pfadfindern und Pfadfinderinnen, das Bewusstsein und den Respekt für die Natur stärken.

Deshalb wurde bei der Planung und dem Bau des neuen Pfadfinderheims in erster Linie darauf geachtet, die Verwendung synthetischer Materialien auf ein Minimum zu reduzieren. Es wurden weitestgehend keine Folien, Schaum oder andere Kunststoffe verwendet. Für die Wände, an denen ein Putz erforderlich war, hat man Kalkputz benutzt. Gipskartonplatten kamen nur dort zum Einsatz, wo Fliesen verlegt werden mussten; alle anderen Wände sind mit Massivholzplatten versehen oder unbeplankt. Der Sockel des Gebäudes, die erdberührenden Teile, bestehen aus Beton, ansonsten wurde dieser Baustoff vermieden.

Das neue Pfadfinderheim ist ein Beispiel dafür, wie eine möglichst ökologische Bauweise aussehen kann und wie man natürliche und wiederverwendbare Materialien einsetzen kann, die gleichzeitig pflegeleicht, kostengünstig und naturnah sind.

Das Gebäude besteht, bis auf den Betonsockel, weitgehend aus Massivholz, größtenteils Fichten- und Tannenholz, das so weit wie möglich aus der Großregion bezogen wurde. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und hat, wenn es lokal bzw. regional abgebaut wird, eine sehr gute Ökobilanz. Zudem reduziert der Einsatz von Holz, den Bedarf anderer, energieintensiverer Baustoffe wie Beton oder Stahl.

Für die Dämmung wurde Schafswolle verwendet. Schafwolle bietet sehr gute Dämmeigenschaften und sorgt für eine ideale Wärmedämmung in Gebäuden. Sie integriert sich als Naturdämmstoff zu 100% in den Naturkreislauf, ist nachwachsend und daher immer verfügbar. Die Schafwolle für das Pfadfinderheim stammt von einem lokalen Anbieter und wurde nicht chemisch behandelt, sondern zum Schutz vor Ungeziefer lediglich ionisiert. Der Einsatz luxemburgischer Schafwolle unterstützt zum einen die lokale Wirtschaft, zum anderen vermindert er Transportwege und damit auch die damit verbundenen Treibhausgasemissionen sowie die „graue Energie“. Deswegen stammen auch die meisten auszuführenden Unternehmen, die an dem Projekt beteiligt waren, vorzugsweise aus der Region Nordstad bzw. aus der Großregion Luxemburg.

Schafwolle verfügt über viele weitere hervorragende Qualitäten, über die ihr in unserem Artikel mehr lesen könnt: Wool up your walls

Bei dem Pfadfinderheim wurde sehr auf Energieeffizienz und Energieeinsparung geachtet. Die Kombination aus dreifach verglasten Fenstern und Schafwolldämmung verleiht dem Gebäude eine effiziente thermische Außenhülle. Auf dem Dach des Hauptgebäudes wurde eine 62kW-Photovoltaikanlage installiert, die das Gebäude mit umweltfreundlichem und erneuerbarem Strom versorgt. Für die Wasserversorgung wurde eine Regenwasserauffanganlage mit einem Fassungsvermögen von 20.000 Kubikmetern installiert. Das Dach des Nebengebäudes wurde extensiv begrünt, was sich unter anderem positiv auf die Wärmedämmung im Sommer auswirkt. Diese Maßnahmen sorgen dafür, dass der CO2-Abdruck des Gebäudes so klein wie möglich bleibt.

Bei diesem Pfadfinderheim hat man vorrausschauend geplant im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Bereits während der Planung und der Bauausführung wurde darüber nachgedacht, wie man die verwendeten Materialien irgendwann recyclen, weiter- und wiederverwerten kann. Holz das leicht wieder aus- und abgebaut werden kann, Beton nur dort wo es unverzichtbar war, damit wenig Betonschutt anfällt und ansonsten viele sortenreine Materialien, die wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden können.

Dieses ökologische Projekt ist vor allem gelungen, weil die Ettelbrucker Pfadfindergruppe Saint Sébastian sich aktiv an dem Projekt beteiligt hat, die Baustelle begleitet hat und bereit war, die Kosten für den Einsatz nachhaltiger Materialien und Methoden zu übernehmen, die momentan noch kostspieliger sind als die Nutzung herkömmlicher Materialien. Das Gebäude ist ein Beispiel dafür, wie das verantwortungsvolle Nutzen von lokalen und umweltfreundlichen Materialien mit Funktionalität und Ästhetik vereint werden kann.